Utes Reiseblog

Archiv für: Mai 2005

23.05.05

Permalink 17:56:48, von Ute, 802 Wörter, 74 Ansichten   German (DE)

hoehen und tiefen in peru

da es in den vergangenen tagen ein paar kleine probleme mit dem schreiben von berichten gab, kommt erst jetzt aus dem sueden von peru, arequipa, eine neue nachricht.
wenn alles gut geht, werden in den naechsten tagen auch diverse viele fotos der letzten wochen zu sehen sein, wir haben ein wenig schwierigkeiten mit dem hochladen und der geschwindigkeit des internets hier.

in den letzten zwei wochen ist viel passiert, vor allem in koerperlicher hinsicht ;).
die sechs tage, in denen wir die anden durchwanderten, ueberstanden zu haben, darauf sind krissi und ich schon ganz schoen stolz.
sie (diesmal) mit angeschlagenem magen, ich mit meinem backpack stundenlang auf dem weg nach oben. kaum zu glauben, wie anstrengend es mit nur 10kilo auf dem ruecken staendig bergauf zu laufen. dennoch, der erste tag gestaltete sich als der simpelste. mit weiteren acht leidensgenossen ;), einem koch, einem fuehrer, zwei pferdefuehrern und drei pferden, die die zelte, das kochgeschirr und unsere schlafsaecke und isomatten getragen haben, haben wir am abend des ersten tages unser lager am fusse des 6000m-bergmassivs salkantay (den noch KEIN mensch bisher besteigen konnte) aufgeschlagen und bei minusgraden auf frostigem boden uebernachtet (ist garnicht so schlimm, war nur sehr hart ;)
der zweite tag hat uns auf 4800m herauf an den salkantay heran gefuehrt. ein hartes los fuer mich komplett unsportlicher exstudentin...
danach fuehrte unser pfad 1500m hinab in den dschungel. ein wahres erlebnis beobachten zu koennen, wie sich die vegetation rund herum stetig veraendert, es schwueler wird und die trockenen steine zum schluss fast ganz unter schlingpflanzen verschwunden sind und damit einem satten gruen weichen.
der naechste tag fuehrte uns entlang einer klamm tief in ein gruenes tal hinein. man meint, fuer den rest der welt unerreichbar zu sein (und das ist man wahrscheinlich auch - schoen einerseits, beaengstigend andererseits, denn was tun, wenn etwas ernsthaftes passiert?).
leider hat mein magen den ungewaschenen haenden der koeche (und wahrscheinlich auch meinen) nicht bis zum schluss stand halten koennen - und essen muss bei so einer wandertour ueber tage einfach sein, das habe ich gemerkt. da ich am abend des dritten tages auf das essen verzichtet habe, hat mir am vierten wirklich fast alle kraft zum laufen gefehlt. wir alle hatten zu knabbern. sich koerperlich so schwach zu fuehlen, dass jeder schritt eine traene fordert ist wirklich neu fuer mich gewesen. letztlich hat jeder seiner erschoepfung platz gemacht - der eine uebergab sich, andere kehrten um, teils schon nach wenigen stunden des ersten tages (allerdings nicht aus unserer gruppe).
aber wie sollte es anders sein, natuerlich hat es sich gelohnt, die belohnung kam, nicht zuletzt durch das erreichen von machu picchu, der inkastadt auf gut 3000m hoehe.
wir sind um halb vier aufgestanden, um hoch in die berge zu steigen und den sonnenaufgang ueber der verlorenen stadt zu sehen - ein erhebendes gefuehl und all die anstrengungen wert. 1200 menschen haben einst auf den gruenen gipfeln gelebt, den sonnentempel angebetet und die lamas unter der wolkengrenze grasen lassen. man fuehlt sich schnell zurueckversetzt...

zurueck in cusco haben wir ein bisschen ausgespannt und uns was gutes gegoennt - gegessen und gefeiert bis in die morgenstunden - wohlverdient nach getaner arbeit ;)

aus luftigen hoehen hat uns unser weg dann aus sehnsucht nach waerme an die kueste perus gefuehrt, wo wir die letzten vier tage verbracht haben. ein neues, ganz erstaunliches extrem, was uns in ica bzw. huacachina entgegenschlug:
am rande der wueste gelegen haben wir in den letzten tagen in einer oase gelebt, etwa einen quadratkilometer gross, umringt von wolkenkratzerhohen duenen. so unecht, dass es mich eine ganze weile des sitzens und schauens gekostet hat zu begreifen, dass dies ein natuerlich entstandener platz ist. (ich hoffe, wir kriegen das mit den fotos bald hin)
das highlight am zweiten tag: eine fahrt mit einem sandbuggy weit hinaus in die wueste, steile duenen hinab und auf ganz hohe duenen hinauf, um von dort aus mit dem sandboard hinunter zu sausen. was ein spass - und was fuer ein panorama! und was fuer schoene farben, wenn die sonne untergeht und sich die bis zum horizont reichenden sandberge rot verfaerben!
vorgestern sind wir fuer einen tag direkt an die kueste gefahren und haben uns einen national park und die islas bellestas angesehen - wie der lonely planet sie nennt, "gallapagos-inseln fuer den kleinen geldbeutel".
tausende von voegeln, cormoranen und incas, die sich in staendig wechselnden formationen wellenartig ueber den pazifik bewegen, humboldt-pinguine, delphine, seeloewen, bunte riesenkrebse und seesterne zaehlen jetzt zu meinem repertoire der aus ganzer naehe und in voelliger freiheit lebend gesehenen tiere. vom boot aus konnte man die seeloewen aus eine grotte singen hoeren!! (ich habs auf kamera aufgenommen..)

seit heute morgen sind wir wieder auf gut 2000m hoehe angelangt, die millionenstadt arequipa beherbergt uns jetzt fuer die naechsten drei oder vier tage, bevor wir im anschluss daran peru verlassen und nach chile einreisen werden. die kaelte hat uns wieder!

10.05.05

Permalink 00:58:44, von Ute, 578 Wörter, 64 Ansichten   German (DE)

mit bolivien im ruecken stehe ich vor den blauen tueren perus

bolivien liegt hinter uns. und nach einem kleinen tief hat dieses land in den letzten tagen noch einmal die kurve gekratzt - denn wir haben das bunte, chaotische und truegerische la paz verlassen und sind an den titicaca-see gereist.
was soll ich sagen - alle versprechungen haben sich erfuellt. nach nur drei stunden fahrt hat unser einfacher reisebus auf einem floss einen engpass des riesigen sees ueberquert. wie so ein bus schaukeln kann!!
und wie schoen, zum zweiten mal sind wir in "copacabana" angekommen, auch wenn es diesmal ganz anders aussah. von diesem kleinen mediteran anmutenden hafenstaedtchen haben wir uns mit einem boot auf eine kleine zweistuendige reise zur isla del sol begeben. die inkas glauben, dass auf diesem eiland die sonne geboren wurde und um ehrlich zu sein verstehe ich auch, warum. paradiesisch.
wir hatten unverschaemtes glueck, ausgerechnet an christi himmelfahrt im norden der insel anzukommen. waehrend die meisten unserer gefaehrten sich auf den fussweg ueber die insel gemacht haben, sind wir ein stueck in das kleine fischerdorf (der titicacasee ist weltberuehmt fuer seine riesenforellen!) hinein gegangen und durften dort an einer christi himmelfahrt-prozedur teilhaben.
ich habe noch nie so bunte kostueme gesehen! wie zeitversetzt kam man sich beim betrachten des orchesters vor, dass die taenze der in verschiedenen gruppen aufgeteilten generationen begleitete!
wir haben uns im anschluss auch auf den weg ueber die insel gemacht, an inkaruinen vorbei, ein etwa dreistuendiger fussmarsch ueber die "gipfel" der kleinen insel, auf denen die einwohner mit einem schwein, einer kuh und einem kleinen kartoffelfeld reich beschenkt sind und uns gerne auskunft ueber den weg gegeben haben.
wir haben eine nacht auf der insel verbracht, uns den sonnenuntergang ueber dem see angeschaut und uns abends in einem kleinen "familienunternehmen" bekochen lassen. die kleine familie war mit der bestellung von uns vieren voellig ueberfordert und waehrend das kleine kind unter dem kuechentisch in decken gehuellt geschlafen hat, wurden innerhalb von zwei stunden ;) eier fuer ein omlett, kartoffeln zum fisch und andere zutaten aus dem dorf herbeigeschafft. training fuer den hungrigen magen, dennoch ein abend, den ich, in dicke jacken gehuellt, nicht missen moechte.
nach einer weiteren nacht zurueck in copacabana, wo ich mir meine lang ersehnte haengematte gekauft habe, haben wir bolivien verlassen und sind nach peru gereist, eigentlich direkt um die ecke, nach puno.
erstaunlich, wie sehr sich land und leute in so kurzer entfernung veraendern koennen!
vor allem die farben: mit peru wird alles blau! tueren, klohaeuschen, graeber, die decken der esel, fenster....
ich habe noch nicht heraus bekommen koennen, was dahinter steckt, vermute aber, dass der blaue anstrich vor boesem schuetzen soll. die tatsaechliche erklaerung werde ich, sobald ich sie habe, nachreichen.
in puno haben wir uns nur einen tag aufgehalten, um uns die islas flotantes anzusehen, einige kilometer von der kueste des titicacasees entfernt gelegene schilfinselchen, quasi ein schwimmendes dorf mitten auf dem see! das lebenselixier ist in jeder hinsicht der schilf - zum essen (schmeckt ein bisschen wie banane und lauch), als untergrund zum trockenen begehen der inseln, zum huettenbau und als waermende schlafstaette. auf den islas flotantes leben ca. 2000 uros, sogar eigene schulen gibt es dort! da der boden sonst durchweicht, muss er ca. alle zwei wochen ausgewechselt werden...
nach diesem unglaublichen intermezzo sind wir gestern in cusco angekommen und werden heute nacht zu einer sechstaegigen trekking-tour durch den regenwald, zu einem 6000m-berg und letztlich zu der inkastaette machu pichu aufbrechen.
bis dahin verabschiedet sich die durch antibiotika endlich gesundete ute, gespannt der dinge harrend, die da kommen...

02.05.05

Permalink 22:51:45, von Ute, 872 Wörter, 89 Ansichten   German (DE)

ein bolivianischer rundumschlag

eine gute woche sind wir nun schon in bolivien und in diesen acht tagen ist sehr sehr viel passiert.
wie erwartet praesentiert sich dieses land als aermstes von amerika in ganz vielen verschiedenen facetten.
ich glaube, dieses land gleichermassen hassen und lieben zu koennen. so einfach wie in brasilien oder argentinien ist hier nur wenig. und dennoch - landschaftlich gesehen und was die tiefe der eindruecke angeht, die man gewinnt, wenn man land und leute betrachtet, geht bolivien unter die haut.
wir haben uns nach unserer ankunft an der grenze spontan umentschieden und sind mit zwei schweizern zusammen nach tupiza gefahren - abenteuerlich, im unbeleuchteten uralten bus, als einzige touristen, um uns herum der geruch von saurer milch, schweiss, gewuerzen, ziegen. die fahrt geht durch die nacht ins nichts, auf holprigem lehmboden, was sich seit dem nicht wesentlich geaendert hat.
von tupiza aus haben wir eine vier-tages-tour nach uyuni gebucht, wieder mit einem jeep, einem fahrer und einem koch.
jene vier tage haben uns in die hoehen der bolivianischen bergkette der lipes gefuehrt. atemberaubend sowohl im sinne der hoehenluft als auch zu sehen, wie auf 4500m hoehe die menschen leben. klassisch dabei ist ihre traditionelle kleidung: die frauen tragen lange zoepfe, einen viel zu kleinen melonenhut auf dem kopf, ganz ganz dicke roecke, die sie wie bonbons aussehen lassen und bunte tuecher ueber der schulter, die es ihnen erleichtern, gemuese und andere waren durch die welt zu tragen.
wir haben viel gesehen: noch mehr lamas, nandus und schafe, aber auch landschaftlich die schoensten verschneiten gipfel, sonnenuntergaenge, vom vulkangestein gefaerbte seen, aktive vulkane und auf knapp 5000m gelegene geizire.
uebernachtet haben wir grundsaetzlich weit oben in einem der doerfer, meist ohne fliessend wasser. es waere eh viel zu kalt zum duschen gewesen, denn eine heizung hat ganz bolivien glaube ich inzwischen noch nie gesehen.
wunderbare eindruecke, die in meinem fall leider davon ueberschattet wurden, dass unser superkoch und mein magen sich direkt am ersten abend nicht miteinander vertragen wollten. die folge: wirklich langanhaltende kraempfe, fieber und tierischen durchfall.
was vor sechs tagen begonnen hat, bin ich jetzt zwar noch nicht hundertprozentig los, aber besserung naht. durch die staendige kaelte sind wir alle etwas angeschlagen, verschnupft, aber was einen nicht umbringt...
einer der gruende dafuer ist gleichzeitig ein kleines highlight, denn wir sind tatsaechlich mit unserem 17jahre alten jeep (das haben wir erst nach der abfahrt erfahren) am spaetnachmittag unseres dritten tages in den bolivianischen bergen auf 5000m im niemandsland liegen geblieben. und "niemandsland" nehme man bitte woertlich!
xavier, der koch, hat sich dann mit ori, unserem israeli auf den weg zu unserer angeblich 3km entfernten herberge gemacht. was soll ich sagen: es waren tatsaechlich 20.
der rest von uns hat die zwischenzeit im jeep gefristet, ohne heizung (bitte nicht meine diversen leiden zu vergessen - besonders mit durchfall ists ohne klo und ohne einen huegel in der naehe nicht gerade ein zuckerschlecken).
drei stunden spaeter und einige grade kaelter haben wir aufgrund voelliger resignation die schlafsaecke vom dach des jeeps geholt - aber hola!, wir sind dann doch noch abgeholt und in unsere betten gebracht worden.
der letzte tag: die salzwueste von uyuni, aufgrund etwas besseren gesundheitlichen befindens meinerseits einer der schoensten tage. wir haben ueber der wueste den sonnenaufgang gesehen - ein traum. 10000quadratkilometer unfruchtbare, weiss marmorierte flaeche. wie auf eis ist unser jeep darueber hinweg geglitten. in der mitte eine kleine oase, isla de pescado genannt, ein kleiner huegel mit kakteenwaeldern bewachsen, unsere station fuers fruehstueck.
nach unserer ankunft in uyuni sind wir einige stunden spaeter direkt nach la paz weiter gefahren, wo wir uns seit vorgestern aufhalten.
bevor dieser bericht kein ende nimmt, das wichtigste zu diesem ort:
die hoechst gelegene hauptstadt der welt mit 3660m, sehr schoen an vielen huegeln gelegen vor einem wahnsinns-panorama eines verschneiten gipfels (wie er heisst, habe ich gerade vergessen).
allerdings ist diese stadt die chaotischste, die ich je gesehen habe, unkontrolliert in verkehr, menschen, armut.
wunderschoene kleine gassen gibt es hier im zentrum, viele maerkte und strassen, die von unzaehligen verkaeufern gesaeumt sind. allerdings recht dreckig: den ganzen tag liegt das fleisch stinkend in der sonne zum verkauf, hunde daneben, im staub spielen kleine kinder. ueberall abgase, die die am strassenrand in decken gewickelt liegenden oder sitzenden verkaufenden menschen, oft kleinfamilien, einatmen. eine grosse armut herrscht hier.
vielleicht sollte ich mir diesen aspekt zur beruhigung vor augen halten, wenn ich daran denke, dass man mir gestern meine heiss geliebte kamera geklaut hat. aus der hand gerissen. es ist ein jammer. war heute bei der polizei und habe mir einen verlustbericht fuer die versicherung besorgt.
dumm daran ist: die naechste moeglichkeit, an eine neue heran zu kommen, habe ich aller voraussicht nach in santiago de chile, und dass sind noch fuenf wochen. bin ein bisschen ratlos gerade, aber mir wird schon etwas einfallen. damit habe ich ja rechnen muessen.
schicke mit diesem bericht einen lieben gruss nach deutschland und der praemisse: alles wird gut ;) ut

ps: muss mich an dieser stelle dafuer entschuldigen, wenn ich im gegensatz zu krissi die lieben eintraege im forum nie beantworte, versuche dies mit der zeit in persoenlichen mails nachzuholen, da ich so irgendwie nie die zeit dafuer finde. soll aber nicht heissen, dass ich mich nicht sehr sehr darueber freue und sie natuerlich auch lese!