Utes Reiseblog

ein bolivianischer rundumschlag

02.05.05

Permalink 22:51:45, von Ute, 872 Wörter, 89 Ansichten   German (DE)

ein bolivianischer rundumschlag

eine gute woche sind wir nun schon in bolivien und in diesen acht tagen ist sehr sehr viel passiert.
wie erwartet praesentiert sich dieses land als aermstes von amerika in ganz vielen verschiedenen facetten.
ich glaube, dieses land gleichermassen hassen und lieben zu koennen. so einfach wie in brasilien oder argentinien ist hier nur wenig. und dennoch - landschaftlich gesehen und was die tiefe der eindruecke angeht, die man gewinnt, wenn man land und leute betrachtet, geht bolivien unter die haut.
wir haben uns nach unserer ankunft an der grenze spontan umentschieden und sind mit zwei schweizern zusammen nach tupiza gefahren - abenteuerlich, im unbeleuchteten uralten bus, als einzige touristen, um uns herum der geruch von saurer milch, schweiss, gewuerzen, ziegen. die fahrt geht durch die nacht ins nichts, auf holprigem lehmboden, was sich seit dem nicht wesentlich geaendert hat.
von tupiza aus haben wir eine vier-tages-tour nach uyuni gebucht, wieder mit einem jeep, einem fahrer und einem koch.
jene vier tage haben uns in die hoehen der bolivianischen bergkette der lipes gefuehrt. atemberaubend sowohl im sinne der hoehenluft als auch zu sehen, wie auf 4500m hoehe die menschen leben. klassisch dabei ist ihre traditionelle kleidung: die frauen tragen lange zoepfe, einen viel zu kleinen melonenhut auf dem kopf, ganz ganz dicke roecke, die sie wie bonbons aussehen lassen und bunte tuecher ueber der schulter, die es ihnen erleichtern, gemuese und andere waren durch die welt zu tragen.
wir haben viel gesehen: noch mehr lamas, nandus und schafe, aber auch landschaftlich die schoensten verschneiten gipfel, sonnenuntergaenge, vom vulkangestein gefaerbte seen, aktive vulkane und auf knapp 5000m gelegene geizire.
uebernachtet haben wir grundsaetzlich weit oben in einem der doerfer, meist ohne fliessend wasser. es waere eh viel zu kalt zum duschen gewesen, denn eine heizung hat ganz bolivien glaube ich inzwischen noch nie gesehen.
wunderbare eindruecke, die in meinem fall leider davon ueberschattet wurden, dass unser superkoch und mein magen sich direkt am ersten abend nicht miteinander vertragen wollten. die folge: wirklich langanhaltende kraempfe, fieber und tierischen durchfall.
was vor sechs tagen begonnen hat, bin ich jetzt zwar noch nicht hundertprozentig los, aber besserung naht. durch die staendige kaelte sind wir alle etwas angeschlagen, verschnupft, aber was einen nicht umbringt...
einer der gruende dafuer ist gleichzeitig ein kleines highlight, denn wir sind tatsaechlich mit unserem 17jahre alten jeep (das haben wir erst nach der abfahrt erfahren) am spaetnachmittag unseres dritten tages in den bolivianischen bergen auf 5000m im niemandsland liegen geblieben. und "niemandsland" nehme man bitte woertlich!
xavier, der koch, hat sich dann mit ori, unserem israeli auf den weg zu unserer angeblich 3km entfernten herberge gemacht. was soll ich sagen: es waren tatsaechlich 20.
der rest von uns hat die zwischenzeit im jeep gefristet, ohne heizung (bitte nicht meine diversen leiden zu vergessen - besonders mit durchfall ists ohne klo und ohne einen huegel in der naehe nicht gerade ein zuckerschlecken).
drei stunden spaeter und einige grade kaelter haben wir aufgrund voelliger resignation die schlafsaecke vom dach des jeeps geholt - aber hola!, wir sind dann doch noch abgeholt und in unsere betten gebracht worden.
der letzte tag: die salzwueste von uyuni, aufgrund etwas besseren gesundheitlichen befindens meinerseits einer der schoensten tage. wir haben ueber der wueste den sonnenaufgang gesehen - ein traum. 10000quadratkilometer unfruchtbare, weiss marmorierte flaeche. wie auf eis ist unser jeep darueber hinweg geglitten. in der mitte eine kleine oase, isla de pescado genannt, ein kleiner huegel mit kakteenwaeldern bewachsen, unsere station fuers fruehstueck.
nach unserer ankunft in uyuni sind wir einige stunden spaeter direkt nach la paz weiter gefahren, wo wir uns seit vorgestern aufhalten.
bevor dieser bericht kein ende nimmt, das wichtigste zu diesem ort:
die hoechst gelegene hauptstadt der welt mit 3660m, sehr schoen an vielen huegeln gelegen vor einem wahnsinns-panorama eines verschneiten gipfels (wie er heisst, habe ich gerade vergessen).
allerdings ist diese stadt die chaotischste, die ich je gesehen habe, unkontrolliert in verkehr, menschen, armut.
wunderschoene kleine gassen gibt es hier im zentrum, viele maerkte und strassen, die von unzaehligen verkaeufern gesaeumt sind. allerdings recht dreckig: den ganzen tag liegt das fleisch stinkend in der sonne zum verkauf, hunde daneben, im staub spielen kleine kinder. ueberall abgase, die die am strassenrand in decken gewickelt liegenden oder sitzenden verkaufenden menschen, oft kleinfamilien, einatmen. eine grosse armut herrscht hier.
vielleicht sollte ich mir diesen aspekt zur beruhigung vor augen halten, wenn ich daran denke, dass man mir gestern meine heiss geliebte kamera geklaut hat. aus der hand gerissen. es ist ein jammer. war heute bei der polizei und habe mir einen verlustbericht fuer die versicherung besorgt.
dumm daran ist: die naechste moeglichkeit, an eine neue heran zu kommen, habe ich aller voraussicht nach in santiago de chile, und dass sind noch fuenf wochen. bin ein bisschen ratlos gerade, aber mir wird schon etwas einfallen. damit habe ich ja rechnen muessen.
schicke mit diesem bericht einen lieben gruss nach deutschland und der praemisse: alles wird gut ;) ut

ps: muss mich an dieser stelle dafuer entschuldigen, wenn ich im gegensatz zu krissi die lieben eintraege im forum nie beantworte, versuche dies mit der zeit in persoenlichen mails nachzuholen, da ich so irgendwie nie die zeit dafuer finde. soll aber nicht heissen, dass ich mich nicht sehr sehr darueber freue und sie natuerlich auch lese!

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